Freitag, 7. Mai 2010

Entwicklung in Europa; von der Demokratie zur Diktatur der Angst ?

Zukunftspost: 29.04.2010
Entwicklung in Europa; von der Demokratie zur Diktatur der Angst ?
Lieber Michael,
Du schriebst in Deiner letzten Zukunftspost sehr treffend das „Gegen etwas sein“, das „Alles kontrollieren“ ist Programm. Eine Analyse der Medien scheint Dir recht zu geben. Angst und Schrecken scheinen die Rolle des gesellschaftlichen Antriebs zunehmend zu beherrschen. Die bewussten Schritte in eine humane Zukunft scheinen zu verhallen und das „mutig in die neuen Zeiten“ scheint abhanden gekommen zu sein. Ein neues Wertesystem lässt noch auf sich warten. Von einem solchen trennen uns noch immer nationale Egoismen. Es scheint als ob die sozialen Errungenschaften der Gesellschaft einer den Besitzstand wahrenden Währungsstabilität geopfert würde. Dabei zeigt sich, dass der neue Besitzstand auf Angst und Kontrolle fußt und nur eine solche Phase die im globalen Neoliberalismus zu rasch geernteten Früchte schützen könnte.
Evolutionär scheint als ob eine sich stetig verbessernde Strategie der Natur, die wichtigsten Errungenschaften in ressourcenoptimierten Zellen zu schützen und die Internalisierung der Subsistenz im zunehmend robuster werdenden Lebensprozess voranzutreiben, für Gesellschaften aus der Mode gekommen kein gangbarer Weg mehr wäre. Eine gelebte, optimierte Ressourcennutzung als Treiber von nachhaltiger Natur und Evolution wird nicht mehr als eine Wertebasis von Gesellschaften gesehen sondern dem diametral entgegengesetzt wird schnelles Wachstum, Maximierung von Reichtum und vermeintlich daraus beziehbares Glück zum Ziel der Gesellschaft gesetzt. Dieses Ziel versucht man zunehmend mit Kontrolle, Angst und Schrecken, Strafen und Bußen sowie Verdummung seitens des Machtmonopols zu verteidigen.
Diese Phase scheint mir fast das letzte Aufgebot einer Entwicklung zu sein, die sich dem ewigen Wachstum verschrieben hat und sich vehement gegen die Gesetzmäßigkeiten der Natur auflehnt und damit einen allzu frühen Abend der Gesellschaften, ihrer Kulturen und der Zivilisation in Kauf nimmt um dem nächsten zwangsläufigen Schritt der Evolution, nämlich einer Gesellschaft von neuen vernunftgeprägten Menschen ohne weiteres Wachstum von physischem Wohlstand, zu entgehen.
Ich glaube, dass allmählich eine Zeit kommt, wo sämtliche Gesellschaften in zeitlicher Nähe ihre Werte überprüfen müssen. Stand da nicht etwas dazu auf den Wahlplakaten der österreichischen Bundespräsidentenwahl?
Dabei scheint der Wandel nicht so schwierig. Möglicherweise müssten wir unsere suboptimale heutige Verfasstheit der Parteienlandschaft überarbeiten und die Verortung der Bürger in einer regionalen Struktur als Lebensraum stärker fördern. Es müsste doch möglich sein den Bürger wieder in eine Heimat einzugliedern und ihn politisch zu verorten ohne ihn zwanghaft an eine Heimat volkstümelnd zu binden. Hier scheinen mir die Verwaltungen unserer Länder in viel zu geringer Weise den Bürgern zu dienen. Man hat immer wieder das Gefühl, dass gesetzliche Rahmen und ihre Administration nicht im Dienste der Bürger stehen sondern immer noch versucht wird die daraus entstehende Sklaverei als Resultat gesetzlicher Zwänge darzustellen.
Dabei müsste der Rang der einzelnen Zelle in der demokratischen Struktur eher erkannt und gefestigt werden während Länder, Bünde und Europa auf der Basis der Subsidiarität ihre Tätigkeiten definieren sollten und über die Gerichtsbarkeiten kontrollieren müssten.
Diese Subsidiarität, im Maastricht-Vertrag für Europa allgemein vorgesehen, wurde von Brüssel (der EU) vergessen und dafür noch ein Parlament weit weg vom Bürger eingerichtet und damit zur Planwirtschaft bzw. zum Scheitern verdammt.
Das wichtigste in einer neuen Gesellschaft wäre eine einzige progressive Ressourcenbesteuerung (realer Bodenwert + realer jährlicher Erlös) mit einem eventuell verpachtbaren Freibetrag am unteren Ende der Skala und einem bedingungslosen Grundeinkommen für jeden Bürger (von der Wiege bis zur Bahre) in der Höhe von z.B. etwa 200-400 € inklusive einer einfachen Krankenversicherung. Dies würde sowohl Krankenversicherungen und Pensions- bzw. Rentenkassen und deren Verwaltungen erübrigen und trotzdem zu einem Sozialstaat führen. Bürger könnten sich durch freie Vergesellschaftung wie auch durch Wirtschaftsleistungen am freien Arbeitsmarkt beteiligen. Über Sinn und Zweck von kapitalistischen bzw. sozialistischen Ideologien könnte man dann vielleicht in Ruhe nachdenken. Die Kommunikation sowie andere humane und soziale Tätigkeiten würden wieder im Zentrum solcher Gesellschaften stehen. Die einzelnen Nationalstaaten wären durch ausgewogene monetäre Gebarungen (ohne Überschüsse oder Defizite) und perfektionierte internalisierte Kreislaufwirtschaft auf der Basis des Verursacherprinzips gekennzeichnet. Natürlich würde dem Parlament die schwierige Aufgabe anheimfallen für die Bürger zumutbare Übergangsbestimmungen und einen praktikablen Lösungskorridor zu finden.
Es scheint jedoch, dass erst mit ganz neuen Ansätzen in der Erziehung und im täglichen Handeln die negativen Beweggründe und Triebfedern in der Gesellschaft wie Gier, Hass, Neid sowie Hunger, Sklaverei und Ungerechtigkeit in den Köpfen der Bürger durch soziales Denken und Fühlen ersetzt werden können.
Der Trick mit dem dies möglich werden könnte ist ähnlich wie der Trick der EU nationalistisches und nationalsozialistisches Gedankengut durch die europäische Vereinigung ins Abseits zu drängen. Zellen geeigneter Struktur und Größe so zu fördern, dass eine Optimierung der Nachhaltigkeit über die Ressourcenökonomie der einzelnen Zellen erfolgen kann und nicht weiter durch eine erratische Steuerung geprägt vom „Teilen und Herrschen“ wie in den heutigen Staatsgebilden bei einem Maximum an Steuern aus beliebiger Arbeit für jeden ohne Rücksicht auf die dabei zunehmenden irreversiblen Strukturverluste. Diese beliebige Arbeit wird heute in den einzelnen Zellen (u.a. auch den Familien) auf Kosten des Menschen und seines Wohlbefindens überall erzwungen (Siehe Hartz IV).
Daran scheint mir auch das Alleinstellungsmerkmal für einen Weg in eine lebenswerte Zukunft geknüpft zu sein, die ursprüngliche von Beliebigkeiten geprägte Vermehrungsstrategie ohne Rücksicht auf Verluste zu einer durch Kreislaufführung gekennzeichnete Überlebensstrategie zu gestalten und ein neues Habitat für den neuen Menschen in einer besseren Zukunft mittels weitgehend geschlossener Zellstrukturen zu schaffen.
Ich weiß ich bin ein Träumer, aber ich glaube fest an diese Träume. Trotzdem sehe ich bei mehrmaligem Durchlesen Deiner letzten Zukunftspost zunehmende Konvergenz zu dem was Du schriebst.
Lieber Michael verzeihe mir dass mein Beitrag viel Zeit benötigte und diesmal etwas kürzer geworden ist. Ich hoffe er entspricht trotzdem unseren Zielen und unserer Absicht. Recht liebe Grüße an Deine Familie. Dein Willy