Donnerstag, 29. Oktober 2015

Eine notwendige Utopie_2

Was bedeutet Nachhaltigkeit und wie kann man nachhaltig wirtschaften? Diese Frage habe ich zu beantworten versucht. Nachhaltigkeit als Möglichkeit, die Subsistenz zukünftiger Generationen auf ihrer Landesfläche zu sichern, erfordert geeignete politische Rahmenbedingungen, um die Ressourcen‚Energie‘ und ‚Fläche‘ mit geringeren Stoff- und Wasserverlusten aus den Böden zu bewirtschaften. Nur auf diese Weise kann die Tragfähigkeit unserer Landesfläche zeitlich verlängert statt wie bisher verkürzt werden. Der Schlüssel dazu ist der Umgang mit Wasser. Wenn eine Fläche von Pflanzen – insbesondere Bäumen - bedeckt ist, dann verdunsten diese gegenüber der Verdunstung der Meere mit einer etwa 10-fach gesteigerten Pflanzenoberfläche. Diese Verdunstung hat im Laufe der Erdentwicklung das Klima stabilisiert, die Temperaturmaxima gedämpft und die Temperaturminima angehoben. Eigene Temperatur-Messungen über drei Jahre im Mariazeller Urwald (3.5 km²) haben gezeigt, dass im Sommer die Differenzen zwischen Tag (Maximum) und Nacht (Minimum) lediglich etwa 5°C – 8°C betragen. Diese Werte von permanent verdunstenden Flächen lassen sich nur auf vom Menschen unbewirtschafteten Urwald-Flächen erreichen. Es gab auf dieser Urwald Fläche praktisch keine Klimaänderung und auch im Sommer kaum Abflüsse, weil durch die enorme Speicherfähigkeit von Wasser in den kapillaren Strukturen eine gegenüber einem Wirtschaftswald etwa 4-7-fachen abgelagerte Rohhumus-Masse existiert. Die Wasser-Umsatzzeit in der Atmosphäre über dem Urwald war stark vermindert und lag etwa bei einem Tag oder sogar darunter. Zum Vergleich: die weltweit gemittelte Umsatzzeit des Wassers in der gesamten Atmosphäre beträgt etwa 9-11 Tage. Die jährlichen Stoff-Verluste aus dem Urwald betrugen etwa 5 - 20 kg/ha (berechnet aus der elektrischen Leitfähigkeit x Abfluss der Schmelzwässer). Die atmosphärischen Belastungen gemessen an Spurenmetallen im Schnee waren minimal sowie die pH-Werte neutral. Vergleichen wir diese Situation mit kommunalen wasserwirtschaftlich und landwirtschaftlich genutzten Flächen in Deutschland oder Österreich, so belaufen sich hier die stofflichen Abflüsse auf etwa die 40 bis 100-fache Menge an Nährstoffen und der notwendigen Basen. Diese werden mit den Flüssen dem Meer zugeführt und dort in den Meeressedimenten abgelagert. Damit sind sie für die Landschaft für 200-300 Mio. Jahre unwiederbringlich verloren. Die "Verdunstungs-Pumpen" der Vegetation verschwinden genauso aus der Landschaft wie das Wasser. Die ausgeblutete Landschaft besteht dann aus Sand, und die Wüste verbleibt. Im Sommer beginnt die Kühlung immer häufiger zu versagen, es kommt zu Nachttemperaturen von ca.5°C und geringer während die Tagesmaxima bis 60°C reichen können. Das Tragwerk für Mensch und Tier geht verloren. Diese Entwicklungen haben bereits die großen antiken Kulturen - Babylon, Ägypten, Rom, Karthago - betroffen und in den Gebieten rund um das Mittelmeer Wüsten produziert. Noch heute muss die Versorgung der dort lebenden Menschen durch energieaufwendige Transporte bewerkstelligt werden. Natürlich lässt sich mit Recht einwenden, dass wir nicht vom Urwald leben können. Trotzdem verlangt ein nachhaltiger Lösungsansatz, die aktuellen Probleme (Klimawandel, Düngeproblematik, Tierhaltung wasserspeichernder Böden, Ernährung der Bevölkerung. Kurzschließung der Kreisläufe, Erhaltung der Artenvielfalt, Naturschutz) zusammenschauend zu analysieren, wobei eine systemorientierte Landbewirtschaftung eine wichtige Rolle zukommt. Als wichtigste Aufgabe sehe ich dabei eine Aufwertung und Erweiterung der landwirtschaftlichen Kompetenzen zum Landwirt, Wasserwirt, Ressourcenwirt, Naturwirt, Klimawirt und Recyclingwirt. Das übergeordnete Ziel ist eine verlustarme, optimal verteilte, flächendeckende Verdunstung, welche die derzeitige Problemlage mit hohen Abflüssen und verlustbringenden Stofftransporten ersetzt. Der Flächenwirt müsste dabei aber auch der gesamten Dränage der Landschaft, der Boden-vernichtenden Vergrößerung der ungesättigten Bodenzonen im Sommer, der Vernichtung der Feuchtgebiete sowie der Entwässerung von Augebieten entsagen. Eine zu wenig beachtete Ursache der Gletscher-Abschmelze – neben den erhöhten Temperaturmittelwerten (IPCC) – ist die Behinderung von Gletscherwachstum durch die verringerte Verdunstung aus ausgetrockneten Augebieten und regulierten Flüssen, die stark verminderte Sommerniederschlägen in Form von Schnee bewirkt. Gerade der Flussausbau mit Staustufen und die Begradigung von Bächen und Flüssen schränken Funktion und Ausdehnung der Flussauen ein. In dieselbe Richtung wirken die zentrale Wasserver- und -entsorgung rasch wachsender Städte mit oft rascher Absenkung des Grundwasserspiegels, aber auch gutgemeinte Eingriffe des Naturschutzes durch unsachgemäße Wiedervernässungen und Rückbau von Flüssen, Hochwasserschutz und Wasserschutzgebiete ohne Rücksicht auf Funktion und Prozesse. Diese ständigen Eingriffe in den Landschaftswasserhaushalt sind ein Zeichen einer objekthaften Sichtweise auf eine monetarisierte Umwelt. Und dies obwohl wir wissen, dass wir von den Prozessen und deren Stabilität leben und dass die Artenvielfalt das Resultat des Naturprozesses ist und nicht dessen Voraussetzung. Unser gesellschaftliches Tragwerk ist der Prozess Natur mit seinem evolutionären Ziel, Kreisläufe räumlich und zeitlich geschlossen zu gestalten und dadurch eine nachhaltige Entwicklung quasi automatisch zu sichern. Den kommenden Generationen diese Grundressourcen – nachhaltig nutzbare Fläche und den darauf stattfindenden Energiefluss - zu sichern sollte für die Gesellschaft ein prioritäres Ziel sein. Eine intelligente, Raum und Zeit angepasste Landbewirtschaftung spielt dabei eine zentrale Rolle. Leider ist unsere Gesellschaft in Bezug auf systemische Intelligenz in einem vorpubertären Zustand, worauf auch die Steuerung unserer Schulen – durch Vermittlung von unreflektiertem Objektwissen statt tiefgehendem Prozessverständnis - einen nicht unbeträchtlichen Einfluss ausübt. Um diese Grenze zur nachhaltigen intelligenteren (reifen) Zukunftsgesellschaft zu überschreiten wären allerdings Änderungen an unseren Gesellschaftsdogmen notwendig. Das Wachstum müsste sich auf die leistungsgerecht vergütete Schöpfung von Zukunft und nicht auf die bloße Steigerung des Bruttosozialprodukts beziehen. Kreisläufe müssten zunehmend auf geringerer(???) Fläche vom Bewirtschafter geschlossener gestaltet werden. Die Selbstorganisation in der Natur erfolgt durch in Raum und Zeit ständig wechselnde strukturierende Beschränkungen in Form von Rückkopplungen. Diese Einsicht müsste sich über menschliche Kommunikation manifestieren und zu einer verlustärmeren, vom Menschen gesteuerten Bewirtschaftung führen, die in Wechselwirkung zwischen Wasser und Vegetation rückgekoppelt auf eine größere Verdunstungsfähigkeit der Landschaft abzielt. Die Beliebigkeit von Freiheitsgraden in der Gesellschaft (Wirtschaft und sozialer Sektor) bildet die Funktionsweisen der Natur nicht mehr ab und verkürzt die Nutzbarkeit unseres Tragwerks. Erfundene Arbeitsplätze und Märkte, industriell in Städten gefertigte Objekte, ohne Berücksichtigung eines wirklichen Bedarfs seitens der Konsumenten, teilweise mit Steuermitteln subventioniert, gaukeln oft nur einen Zuwachs des Bruttosozialprodukts vor. Sie bringen Produzenten und Konsumenten durch Verschuldung in eine zunehmende Abhängigkeit. Sie destabilisieren ganze Nationen, nehmen durch fragwürdige Wirtschaftsdoktrinen zur Arbeitsplatzsicherung alle Bürger in Geiselhaft und bringen die Gesellschaft an den Rand des Ruins. Die Subventionen an die Landwirtschaft sind dabei nur das Feigenblatt für den wichtigsten Produzenten der Subsistenz und der Zukunft, den Bauernstand. Dem grundlegenden Systemfehler könnte damit begegnet werden, dass anstelle der Direktzahlungen eine leistungsgerechte Bezahlung der einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe für die „Schöpfung von Zukunft für kommende Generationen“ auf ihrer Wirtschaftsfläche erfolgt. Die Leistungen könnten bereits heute aufgrund zeitlich hochauflösender Frachtmessungen aus den einzelnen Einzugsgebieten sowie der Entwicklung sich räumlich vergrößernder überhitzten Böden, bei kleineren Schlägen mit der Folge von Stürmen, Überschwemmungen, Hagelschlag bis zu Taifunen sowie der Temperaturdämpfung auf den bewirtschafteten Flächen mittels Satellitenaufzeichnungen bemessen werden. Bei der gegenwärtigen Besteuerung von CO2-Emissionen lässt sich dagegen kein verbesserter Wirkungsgrad der Landschaft erzielen. Der vom IPCC (Intergovernmental Panel Climate Change) vorgeschlagene Lösungsweg wird von einer Vielzahl von Wissenschaftlern nicht verstanden. Er entspricht nicht den thermodynamischen Gesetzen der Energiedissipation und der Energetik von dynamischen Systemen. Die Verteilung der Energie in Raum und Zeit ist als Bilanz ohne Bilanzzeitraum nicht darstellbar geschweige denn berechenbar. CO2 - eines der wichtigsten Lebensgase - ist in der Atmosphäre in einer Konzentration von 0,03 – 0,04 Volumenprozent vorhanden und begrenzt noch immer die Produktion von Vegetation, wie sich in Glashausversuchen mit CO2 angereicherter Atmosphäre zeigen lässt. Im Gegensatz zu Wasser und Organismen besitzt CO2 kaum Energie-verteilende Eigenschaften, CO2 löst sich im Meerwasser (pH > 8) ohne dieses bisher nennenswert zu versauern (pH < 7). Der Flächenbewirtschafter hat die Möglichkeit, Umweltschäden durch bessere Bewirtschaftung mittels Vegetation – nicht unbedingt in Form von Mais-Wüsten - und Wasser vor der eigenen Haustür zu verhindern. Sollte eine generelle CO2-Steuer kommen, dann sollte diese ungekürzt und leistungsgerecht für eine gleichmäßige Verteilung von verdunstender Vegetation auf der gesamten Fläche (1 Liter Wasser benötigt für seine Verdunstung 2400 kJ Energie und kühlt damit das Umfeld) nur an die Flächenbewirtschafter verteilt werden. Auch die kontraproduktiven Subventionen für Transporte bei denen das Verursacherprinzip für den Straßen-Bau (4-te Potenz der Achsdrücke bei der Maut für den Verkehr) außer Kraft gesetzt wurde, könnten die lokalen Märkte für Subsistenz-Produkte und eine bei weiteren Anstieg der Mietpreise zu erwartende Stadtflucht, die Einkommen der Landwirte zusätzlich verstärken.