Lieber Willy,
Du hast mir in Deiner letzten Zukunftspost einige Stichworte geliefert, die ich gerne aufgreifen und damit „an den Beginn“ unserer Realität führen möchte. Das klingt vielleicht ein wenig großspurig, ich glaube aber, dass es ganz gut ist, zuerst einmal einen weiten Rahmen zu spannen, um dann unsere Entwicklung in die Zukunft hinein zu diskutieren, ganz entlang der Linien, die Du schon in den Sand gezeichnet hast.
In Deinem letzten Beitrag kommen immer wieder begriffe wie „zelluläre Strukturen“, „Phasenlagen“ und auch der Begriff des „Energiepulses“ vor. Da möchte ich einhaken und meine Sicht der Logik der Entwicklung geben.
Warum haben wir eine Realität, die vom Begriff der Endlichkeit dominiert wird? Was bedeutet Endlichkeit? Was hat Endlichkeit mit Entwicklung zu tun? Diese Fragen möchte ich heute auf’s Korn nehmen.
Es gibt natürlich viele metaphysische Erklärungen für den Ursprung unserer Realität, unserer Religionen sind voll davon. Es gibt auch die naturwissenschaftliche Metaphysik des Urknalls, eines singulären Ereignisses für das die Regeln unserer Wissenschaft nicht gelten dürfen, dass aber für sich die Grundlage aller dieser Regeln sein soll. Mit diesen Erklärungen will ich mich nicht aufhalten, obwohl ich wie jeder andere Mensch auch meine eigene metaphysische Erklärung parat hätte. Was mich eigentlich interessiert ist die logische Folge von Endlichkeit.
Endlichkeit erfordert immer „ein anderes“. Wenn etwas irgendwo endet, muss zwangsläufig an dieser Grenze etwas anderes beginnen, und wäre es nur der „Raum außerhalb“. Endlichkeit ist die Grundbedingung für Wahrnehmung im Besonderen und Wechselwirkung im Allgemeinen: Beides ist nur möglich, wenn wir mindestens zwei Einheiten haben, und das impliziert das beide endlich sind. Wären sie nicht von einander abgegrenzt, wäre eines von ihnen „unendlich“, könnten sie sich nicht wahrnehmen oder anders miteinander in Wechselwirkung treten.
Umgekehrt wäre ohne Wechselwirkung (und „Wahrnehmung“ ist ja nur eine spezielle Form der Wechselwirkung) alles unendlich: Würde keine Wechselwirkung auftreten, gäbe es keine Wahrnehmung von „etwas anderem“, keinen Beweis für die Begrenzung und wir würden wieder bei der Unendlichkeit landen. Das wäre insofern ganz praktisch, als wir dann mit unserem naturwissenschaftlichen Latein am Ende wären und uns gelassen zur Ruhe setzen könnten. Die Realität ist aber eben auf dieser Endlichkeit und dem damit logisch verknüpften Begriff der Wechselwirkung aufgebaut und wir müssen daher noch weiter nachdenken. Wir wollen aber festhalten, dass Endlichkeit und Wechselwirkung zwei logisch verknüpfte, untrennbare Begriffe sind. Sie liegen unserer Realität zu Grunde. Die Realität würde es daher ohne die Endlichkeit ihrer Teile nicht geben, ohne Deine „zellulären Strukturen“ wäre alles unendliche Ursuppe, wie immer wir die nennen wollen.
Jedenfalls wäre sie nicht „real“.
Was unsere Realität also zusammenhält ist die Wechselwirkung zwischen ihren endlichen Teilen. Wechselwirkung ist aber eben genau das: Wechsel-Wirkung. Jede Wechselwirkung (natürlich auch Wahrnehmung wie gescheite Leute von Buddha bis Schrödinger erkannt haben, verändert die teilnehmenden Teile der Realität. Ganz zwanglos kommen wir daher vom Konzept der Endlichkeit zu jenem des Ablaufes, der Zeit. Ganz schön effizient für einen so kurzen Text.
Energie ist in dieser Sicht wohl nichts anderes als eine „Grundwährung“ der
Wechselwirkungen in der Realität. Wenn zwei Einheiten in der Realität, zwei Dinge, zwei „zelluläre Strukturen“ mit einander in Wechselwirkung treten, so ist immer auch ein Energieaustausch damit verbunden. Dieser Austausch verändert immer die Einheiten, die an diesem Austausch teilnehmen. Denken wir etwa an zwei Körper, einen mit hoher Temperatur (etwa den Ofen in einer Schihütte) und einen mit geringerer Temperatur (etwa einen durchfrorenen Tourengeher). Diese beiden Einheiten tauschen Energie aus und werden verändert. Aus dem durchfrorenen Tourengänger wird ein wohlig gewärmter, glücklicher Mensch mit Zeit und Muße, sich über seine Tour zu freuen. Der Ofen hingegen kühlt langsam ab und geht aus, wenn er nicht mit weiteren Holzscheitern durch unseren Tourengeher gefüttert wird. Beide ändern aber durch die Wechselwirkung, durch den Energieaustausch zwischen ihnen, den Charakter.
Entscheidend ist hier, dass zwischen den Einheiten, die mit einander in Wechselwirkung treten, zwei Grundbedingungen erfüllt sind: Sie müssen miteinander in Verbindung treten können, etwa dadurch, dass sie an einem gemeinsamen Feld teilnehmen. Und es muss einen Unterschied geben, den es auszugleichen gilt, eine Potentialdifferenz. Bei unserem Beispiel ist das ganz einfach: Sie treten durch Strahlungsfelder und durch den Wärmetransport durch die Luft in der Stube miteinander in Verbindung und ihre Temperatur ist unterschiedlich.
Du hast nun in Deinem Brief noch auf einen weiteren Begriff hingewiesen, den des „Pulses“. Das ist nichts anderes als wenn diese Wechselwirkung, der Energieaustausch, eine zeitliche Veränderung aufweist: Er ist einmal stärker, einmal schwächer. Wir alle kennen natürlich dieses Phänomen. Es ist nichts anderes als der Wechsel von Tag und Nacht, von Jahreszeiten, aber auch von Ebbe und Flut, von Niederschlag und Trockenheit. Es ist kurz die Art und Weise, wie wir unsere Realität erleben, die ja nicht ein einförmiges Dahingleiten sondern eben eine abwechslungsreiche Überlagerung ganz unterschiedlicher Prozesse ist.
Der Puls ändert alles! Er ist dafür verantwortlich, dass wir Strukturen aufbauen und er ist die Grundlage jeder Selbstorganisation. Ich glaube, die Bedeutung, die wir diesem Phänomen beimessen ist das Große Verbindende Band zwischen unseren Ideen. Vielleicht sollten wir uns daher in den nächsten Briefen unserer Zukunftspost intensiv damit auseinandersetzen, was Puls für uns bedeutet.
Ich freue mich schon sehr auf Deine nächste Zukunftspost! Für heute viele Grüße
Dein Michael
Sonntag, 1. März 2009
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