Sonntag, 1. Februar 2009

Die Zeitenwende aus Sicht der Natur

Lieber Michael,

Herzlichen Dank Deinem Sohn für die Einrichtung des Blogs „Zukunftspost“. Du hast mich überzeugt diesen Blog der Zeitenwende zu widmen, die nun mit der weltweiten Krise des ökonomischen Systems über uns endgültig hereingebrochen scheint. Wie ich Deinen Zeilen entnehme, siehst auch Du in dieser Zeitenwende eine historische Zäsur die weltumspannend und geschichtlich einmalig ist. Aber sie birgt auch Chancen für unsere Zukunftsfähigkeit.

Vielleicht sollte ich versuchen den Gedanken zu vertiefen und begründen warum diese Wende eine singuläre Situation darstellt die zwangsläufig ob wir wollen oder nicht unser Weltbild jetzt nachhaltig ändern wird und muss.

Der Prozess Natur hat sich im Lauf der erdgeschichtlichen Evolution, die zu keinem Zeitpunkt einen kontinuierlichen Prozess darstellte, sondern immer als ein die Nachhaltigkeit des energiedissipativen Systems Erde steigerndes Krisenmanagement der Natur verstanden werden kann, gezeigt.

In der Natur scheint es, dass immer dann, wenn durch die Erschöpfung von Ressourcen (wie Raum bzw. Fläche und ihre Ausstattung, Energie oder die menschliche Intelligenz (verstanden als Fähigkeit, räumliche und zeitliche Phasenabläufe zu erkennen und diese aktiv zu nutzen) die Grenzen des Wachstums erreicht wurden und als Folge davon ein übergreifender Strategiewechsel erzwungen wurde. Der Strategiewechsel war immer damit verbunden, dass die Produktivität bzw. die Reproduktivität der Pionierorganismen als Optimierungsziel bei Ressourcenlimitierung zugunsten eines die Kreisläufe bedingenden Beziehungsgeflechts übergeben werden musste. Nicht mehr Einzelobjekte oder Populationen bestimmten die Qualität des Systems sondern die Vollständigkeit der zunehmend verorteten und weitgehend geschlossene Kreisläufe führten zu zellularen, verlustarmen den Energiepuls dämpfenden Strukturen von längerer Nutzungsdauer und höherer Stabilität durch verringerten Ressourcenbedarf. Der ursprünglich höheren Systemoffenheit (2. Hauptsatz der Thermodynamik) geprägt durch höhere irreversible Verluste (durch Verluste von Nähr- und Mineralstoffen mit den Flüssen zum Meer) wurde durch bessere Kopplung und Verortung entgegengewirkt. Die verschiedenen Reaktionsprozesse (oxidativer und reduktiver Natur) erzielten allmählich durch immer engere Kopplung in Raum und Zeit einen ausgeglichenen P(roduktions)/R(espirations) Quotienten von etwa 1 auf immer kleineren Flächen.

Die (Öko)Systementwicklung von der ersten (Etablierungsphase) in die zweite Phase der Optimierung zur Nachhaltigkeit war geprägt von zellularen Strukturen mit internalisierter Subsistenz und deren Kopplung zu immer geschlosseneren Kreisläufen bei minimierten Stofftransporten. Die Entwicklung der Artenvielfalt war so gesehen erst eine Folge des Strategiewechsels und nicht seine Voraussetzung. Als solche kann auch die Artenvielfalt nicht geschützt werden sondern bestenfalls der zwangsläufige dynamische (energiedissipative) Prozess der Natur zum Erhalt der Spezies Mensch.

Dieser naturgegebene Rahmen stellt sozusagen die Hardware dar, der die Voraussetzung für unsere „sozioökonomische“ Software bildet. Die ökosoziale Software ist jedoch vom ewigen ökonomischen Wachstum abhängig und von soviel Beliebigkeit geprägt, dass diese die Hardware irreversibel beschädigt, indem sie den Prozess Natur in seinem Streben zu höherer Nachhaltigkeit durch Schließen der Kreisläufe entgegengewirkt. Die einst fruchtbaren oberflächennahen Böden verlieren durch zunehmend rascher versickerndes Wasser die Nähr- und Mineralstoffe über die Flüsse zum Meer. Die Landschaft vertrocknet, die Varianz des Klimas nimmt zu, die Vegetation verkümmert und Wüsten breiten sich aus. Ablandige Winde erwärmen das Meer und schmelzen die küstennahen Gletscher während die Eisdecken über Land bereits wieder zunehmen.

Als Beispiel möchte ich die vom Menschen verursachte Klimaänderung anführen. Unbestritten ist, dass sich das Klima ständig und vom Menschen ausgelöst ändert. Die Analysen und die Klimamodelle sind jedoch so unvollständig und fehlerhaft, dass die gesellschaftlichen Ansätze große Risiken enthalten, die Gefahren nicht zu erkennen sondern eher einen weiteren Anstieg der Klimavarianzen beschleunigt zu erzeugen. Eigentlich ist es ein wissenschaftlicher Skandal nur Strahlungsbilanzen für die Klimamodelle heranzuziehen und anzunehmen, dass nur die Veränderung von Spurengasen wie Kohlendioxid und Methan, die sogenannten trockenen Treibhausgase das Klima beeinflussen. Als Gegenmittel zur Rettung von Atmosphäre und Klima will man Verschmutzungszertifikate verkaufen, obwohl der Treibhauseffekt der Axiomatik für die Naturwissenschaft, der Thermodynamik widerspricht. Fürwahr ein Ablasshandel der besonderen Art. Die Eingriffe in den Wasserhaushalt, die Zerstörung des Kühlsystems von Kontinenten durch Veränderung der Vegetationsdecken und Austrocknung der Böden, die verhinderte Verdunstung an Land, die stark erhöhten zentralisierten Wasserdampfemissionen der großen thermischen Kraftwerke und die ständigen Änderungen der Wärmekapazitäten und Oberflächenenergien an den nicht mehr verdunstungsfähigen Landgebieten, die Energiedissipativität von Wasser- und Stoffkreisläufen den die verdunstende Oberfläche und das die Oberfläche der Ozeane übertreffende Blattwerk der Bäume und anderer Vegetation, die aus der Wechselwirkung zwischen Erde und Sonne betrieben werden und kühlen sind es die das Klima maßgeblich beeinflussen. Diese wissenschaftliche Lügen, ursprünglich gut gemeint um die notwendigen fossilen Brennstoffe verfügbar und bezahlbar zu halten, deuten auf ein Komplott einer weltweit gekauften Wissenschaftslobby hin und einer korrumpierten Politik die im Bau von Kernkraftwerken und dem Vergraben von Kohlendioxid in Böden der politischen Weisheit letzten Schluss und Geldquelle für die Aktionäre der Energielobby sieht. Die Plünderung der Bürger durch inflationären Zertifikathandel und dem öffentlichen Gelddrucken um die Misswirtschaft der Banken zu verstecken rundet den beschleunigten Verfall der europäischen und westlichen Gesellschaften und Kulturen ab. All dies sind Folgen der Grenzen des Wachstums, Indikatoren für den Verfall aber auch die Hoffnungsträger für eine Beschleunigung der Zeitenwende und für neues Grün aus den Ruinen der Industriegesellschaft.

Warum mir dies so wichtig scheint ergibt sich aus dem Titel unseres Blogs „Zukunftspost“.

Wenn wir einerseits die Zukunft als Reflexion der Gegenwart, andererseits die Natur und deren nachhaltige Funktion als notwendige Voraussetzung für eine intergenerative Gerechtigkeit in Zukunft sehen wollen, ergeben sich aus dem oben gesagten zwangsläufig eine Reihe von Konsequenzen, die wir in unserer Zukunftspost behandeln wollen.

Die Landschaftsfläche in Wechselwirkung mit der Sonne scheint mir die wichtigste Ressource für jegliche Subsistenz der menschlichen Gesellschaft zu sein. Lebensraum, Wasser, Energie, Lebensmittel, Boden, Atmosphäre, Klima und Bodenfruchtbarkeit stellen das Tragwerk der Gesellschaft und das täglich notwendige Brot dar. Weniger als 3% der Gesellschaft in Deutschland bewirtschaften über 80% der Landesfläche und dies weitgehend nach planwirtschaftlichen Gesichtspunkten am Subventionstropf. Die Produkte der Natur für das tägliche Leben, die ursprünglich Leben spendende Matrix aus dem Land der Verheißung, dem „Paradies“ wird zunehmend zur Wüste. Der Apfel vom Baum des Lebens ist zur Hälfte gegessen, zur Hälfte gefault. Gemessen wird heute noch Subsistenz am verzerrten Weltmarktpreis, einer durch steuerfinanzierten Straßenbau subventionierten Logistik einer weitgehend kolonisierten, geplünderten Welt und bezahlt durch den Export einer versklavenden Industrie und dem virtuellen Geld einer durch Gier außer Kontrolle geratenen Ökonomie.

Der Abgesang des industriellen Zeitalters sollte jedoch auch ein Abschied von dem heute noch stark vorherrschenden Begriff der Komplexität sein. Diese scheint der Schleier zu sein, der die heutige Gesellschaft von einem tieferen Systemverständnis trennt und der Grund für zunehmende existenzielle Ängste aber auch die Triebfeder für die Evolution unserer Intelligenz.

Wenn wir menschliche Intelligenz als die Fähigkeit räumliche und zeitliche Phasenlagen zu erkennen, diese zur Schließung von Kreisläufen zu nutzen und damit richtungssicher die Nachhaltigkeit (kurz- mittel- und langfristig) unseres Planeten steigern, dann kann uns die heutige Situation vielleicht den Sprung zur ultimativen Menschwerdung ermöglichen.

Es gilt die noch immer beliebig gesetzten Systemgrenzen unserer Teilsysteme so zu setzen, dass die Geschlossenheit der Stoffflüsse ein Maximum in einem zellularen System und die vorhandenen Restpotentiale aus der Wechselwirkung mit der Sonne ein Minimum werden.

Der intelligenteste Temperaturausgleich zwischen Tag und Nacht würde lokal die stabilsten dissipativen Strukturen schaffen und der Metabolismus dieser Strukturen bei minimierten irreversiblen Verlusten nahezu einen idealen Hilbert Raum (störungsfreien, vollständigen Raum) ermöglichen, wie dies in der zellularen und organismischen Organisation auf den untersten fraktalen (selbstähnlichen Ebenen der Moleküle, Zellen und Organismen bei optimierter Vergesellschaftung) bereits der Fall ist. Dieser dynamische Zustand ist gekennzeichnet durch zunehmende Geschlossenheit. Bei einem Minimum an Transport und maximaler Geschlossenheit wird der Zufall laufend minimiert und die Entropie sowie die Temperatur abgesenkt.

Mit dem in diesem Zusammenhang auftretenden wichtigsten Stoff der diese interessantesten Eigenschaften ermöglicht, werden wir uns in den nächsten Blogs unserer Zukunftspost beschäftigen, nämlich mit dem Wasser.

Willy

1 Kommentar:

  1. Hallo Willy - das sind drei DIN A 4 Seiten Postille mit vielen Fremdwörtern und sehr provozierenden und komprimierten Gedankengängen! Oh, je!
    Vielleicht sollte man sich, was das Thema virtuell angeht, durchaus dem Marx'schen Mehrwertbegriff zuwenden.
    Damit man Klarheit in den Kopf bekommt, wenn es um Subsistenz geht.
    Zum duraus wichtigen Thema Klima - darüber kann man trefflich streiten - muß man aber nicht.
    Wer kann mir aber berechnen, wie sich die Temperatur in einer virtuellen Landschaft (Hilbert Raum) ändert, wenn sich darin die Flächenanteile an Wald, Wiese, Acker, ... mit ihren spezifischen Eigenschaften (Verdunstung, Rückstrahlung ...etc ändern?
    Die Frage sollte zu einem späteren Zeitpunkt ggf. erneut gestellt werden, denn mit Zahlen kann man argumentieren, wenn die systemischen Zusammenhänge nicht intuitiv begriffen werden - und wenn es darum geht, konrete Schritte zu unternehmen.
    Gruß db

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